Das Akronym VinKo steht für Varietäten im Kontakt, ein gemeinsam von den Universitäten Verona, Trient und Bozen 2018-2022 durchgeführtes Forschungsprojekt, welches den Ausgangspunkt für AlpiLinK bildet. VinKo war eine Forschungsinfrastruktur mit dem Zweck der Dokumentation und Untersuchung der Dialekte und Minderheitensprachen in Nordost-Italien (Regionen Trentino-Südtirol und Venetien). Die Varietäten im Kontakt waren die Tiroler Dialekte und die deutschen Minderheitensprachen Fersentalerisch, Zimbrisch, Sauranisch und Plodarisch auf der einen Seite und venetische, venetisch-lombardische und ladinische Varietäten auf der anderen. Die Infrastruktur umfasste eine Internet-Plattform für die Sammlung und Darstellung der Sprachdaten, ein Repositorium für die dauerhafte Sicherung der Daten und verschiedene Public Outreach-Initiativen, vor allem ein Projekt mit den Oberschulen der Region Venetien mit dem Namen VinKiamo.
Das Ziel von VinKo war es, Vergleiche von deutscher und italienischer Sprachstruktur zu ermöglichen. Systematische geolinguistische Analysen liegen bisher zur Morphologie von Artikeln und Pronomen (Kruijt 2022), zu Subjektexpletiven bei Wetterverben (Tomaselli & Bidese 2023) und zum Expletivartikel bei Personennamen vor (Rabanus 2023). Als Beispiel für die Variation bezüglich des Gebrauchs von Expletivartikeln mit Personennamen (z.B. der Hans, die Maria statt Hans und Maria) können die folgenden Sätze dienen: In diesem Saal ist Maria die schönste/In questa stanza Maria è la più bella (S0015).
Im Tiroler Dialekt von Völs am Schlern lautet der Satz In dem Saal isch die Maria die schianschte.
Im venetischen Dialekt von Grezzana in der Provinz Verona lautet er: In questo locale la Maria l’è la più bela.
Rabanus (2023) kann mit VinKo-Daten zeigen, dass in der Provinz Trient Personennamen in 74% der Fälle mit Expletivartikeln auftreten, in der Region Venetien dagegen nur in 22% der Fälle. Das bedeutet, dass interessanterweise für den Gebrauch des Expletivartikels die Grenze zwischen den Provinzen Trient und Verona (als Teil Venetiens) relevanter ist als die Grenze zwischen den Provinzen Trient und Bozen (wo Expletivartikel in ca. 90% der Fälle auftreten), obwohl diese Grenze der deutsch-italienischen Sprachgrenze entspricht.