Frankoprovenzalisch

Das Gebiet des Frankoprovenzalischen umfasst das Piemont zwischen dem Sangonetal und dem Soanatal und das gesamte Aostatal mit Ausnahme der drei Walserkolonien des Lystals. Frankoprovenzalisch wird historisch auch in Zentralost-Frankreich und in der Westschweiz gesprochen.

Die frankoprovenzalische Minderheitensprache ist von starken regionalen Unterschieden gekennzeichnet, die sich in einer deutlichen internen Differenzierung und stark unterschiedlichen Vitalitätsgraden in den einzelnen Teilgebieten niederschlägt. Im Aostatal wird die Sprache noch an die jüngeren Generationen weitergegeben, ihr Verbreitungs- und Vitalitätsgrad ist hoch. Im Piemont hat das patois mit Ausnahme weniger Orte dagegen in den letzten Jahrzehnten einen großen Teil der traditionellen Verwendungsdomänen verloren, zugunsten des Piemontesischen und, vor allem, des Italienischen, das einst den Ortsdialekten vorbehaltenen Funktionskontexte übernommen hat. Im Augenblick geht man von 40.000 Sprechern aus (etwa 15-20% der Bevölkerung), mit höheren Anteilen im Aostatal.

Heute geschützt vom Staatsgesetz 482 von 1999 zeichnet sich das Frankoprovenzalische des Aostatals schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durch eine reiche Produktion von poetischen Texten und Theaterstücken aus. Die Varietäten des Piemonts haben eine weniger umfangreiche Schriftkultur, die sich erst seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt hat.

ISO-Code: 639-3 frp

Zur Vertiefung

  • Benedetto Mas, Paolo & Riccardo Regis (2022): Il francoprovenzale in Piemonte: appunti per un profilo sociolinguistico. In Dorothée Aquino-Weber & Maguelone Sauzet (Hrsg.): La Suisse romande et ses patois. Autour de la place et du devenir des langues francoprovençale et oïlique. Neuchâtel: Alphil, S. 165-183.
  • Favre, Saverio (2001): La Valle d’Aosta. In Manlio Cortelazzo et al. (Hrsg.): I dialetti italiani. Storia, struttura, uso. Turin: UTET, S. 139-150.
  • Raimondi, Gianmario & Paolo Benedetto Mas (2022): L’Atlas des Patois Valdôtains: sguardi incrociati/regards croisés. Alessandria: Edizioni dell’Orso.
  • Regis, Riccardo & Matteo Rivoira (im Druck): Il Piemonte e la Valle d’Aosta. Rom: Carocci.
  • Tuaillon, Gaston (2007): Le francoprovençal. Aosta: Musumeci.
  • Atlante Linguistico ed Etnografico del Piemonte Occidentale (ALEPO). Verschiedene Autoren, Herausgeber und Verlage. Der erste Band, Presentazione e guida alla lettura, ist 2003 erschienen.

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