Fersentalerisch

Deutsch-Fersentalerisch ist eine deutsche Minderheitensprache, die im Fersental im Trentino, etwa 20 km östlich von Trient gesprochen wird. Die Sprecher verwenden neben der Bezeichnung mòcheno auch de inger sproch („unsere Sprache“), wenn sie über die eigene Sprache reden. Die ersten deutschen Kolonisten siedelten sich im 13. Jahrhundert im Fersental an. Sie kamen aus Tirol und aus umliegenden, bereits vorher von deutschsprachigen Gruppen besiedelten Orten.

Heute bildet das Fersentalerische eine Sprachinsel, die die drei Gemeinden Palai (Palai en Bersntol), Florutz (Vlarotz) und Gereut/Eichleit (Garait/Oachlait) umfasst. Die Sprecher des Fersentalerischen sind normalerweise mindestens dreisprachig: neben Fersentalerisch und Standarditalienisch (der Schulsprache) sprechen sie auch den lokalen Trentiner Dialekt. Bis zum Beginn der 2000er Jahre gab es Fersentalerisch nur gesprochen. 2003 hat das Bersntoler Kulturinstitut (BKI) eine normative Grammatik herausgegeben, die auch einen Orthographievorschlag enthält (Rowley 2003, beruhend auf Rowley 1986 und 2010).

In den letzten Jahren hat das BKI außerdem eine Reihe von Initiativen zum Erhalt der stark vom Verschwinden bedrohten Minderheitensprache koordiniert, darunter die Herausgabe eines Wörterbuchs (s’kloa be.be, verfügbar ist auch eine Online-Version) und die Standardisierung der Orthographie für die Orts- und Flurnamen, die nach den Vorgaben der Provinz auf Fersentalerisch angegeben werden müssen. In der dialektologischen Klassifikation gehört das Fersentalerische zu den südbairischen Dialekten (vgl. dazu die Artikel im Sammelband von Bidese und Cognola 2013 sowie Rabanus 2017). Zusammen mit dem Zimbrischen und dem Ladinischen gehört das Fersentalerische zu den Minderheitensprachen, die von der Legislation der Autonomen Provinz Trient und vom Staatsgesetz Nr. 482 des Jahres 1999 geschützt werden.

Literaturhinweise

  • Rabanus, Stefan (2017): Die Grenze zwischen Südbairisch und Zimbrisch. In Alexandra Lenz et al. (Hrsg.): Bayerisch-Österreichische Varietäten zu Beginn des 21. Jahrhunderts – Dynamik, Struktur, Funktion. Akten der 12. Bayerisch-Österreichischen Dialektologentagung. Stuttgart: Steiner, S. 407-422.
  • Rowley, Anthony (1986): Fersental (val Fèrsina bei Trient/Oberitalien). Untersuchung einer Sprachinselmundart. Tübingen: Niemeyer.
  • S kloa’be.be = S kloa’ bersntoler Beirterpuach. Piccolo vocabolario mòcheno. Das kleine Fersentaler Wörterbuch (2009). Palai en Bersntol: Bersntoler Kulturinstitut.

ISO-Code: 639-3 mhn

Zur Vertiefung

Andere Internet-Ressourcen

  • Bersntoler Beirterpònk (Wörterbuch Fersentalerisch-Italienisch/Deutsch)
  • CLAM 2021 (Cimbro Ladino Mocheno 2021: Untersuchung zum Gebrauch und zu den Einstellungen zu den Minderheitensprachen unter den Bewohnern der Gemeinden der Sprachminderheiten in den Provinzen Trient, Bozen und Belluno)

Webseite der fersentalerischen Gemeinschaft