Okzitanisch

Okzitanische Varietäten haben 10-15.000 Sprecher in den piemontesischen Tälern der Provinzen Cuneo und Turin zwischen dem oberen Susatal im Norden und dem Vermenagatal im Süden. Dieses Gebiet bildet den östlichen Ausläufer eines ausgedehnten Raums im Süden Frankreichs. Die okzitanischen Varietäten Piemonts, von der Sprechergemeinschaft als patois oder parlar a nostro modo (‚auf unsere Weise sprechen‘) bezeichnet, sind von einer erheblichen geographischen Variation gekennzeichnet: Weder hat sich eine vereinheitlichendes Zentrum herausgebildet, noch ist eine allgemeine Bezugsvarietät entstanden.

Historische Zeugnisse eines konsistenten schriftlichen Gebrauchs des Okzitanischen sind auf ein Korpus waldensischer Texte des 15. und 16. Jahrhunderts beschränkt, die in den von dieser religiösen Minderheit bewohnen Alpentälern aufgefunden wurden. Diese Texte wurden in der Hochsprache der Waldenser verfasst, die als „valdese“ bezeichnet wird.

In jüngerer Zeit haben haben die Initiativen zur Bewahrung der Sprache auf der Grundlage zunächst von regionalen Gesetzen und dann des Staatsgesetzes 482 von 1999 zu einer Zunahme des schriftlichen Gebrauchs des Okzitanischen  geführt: nicht nur in der poetischen Sprache, sondern auch in der Internet-Kommunikation.

Die Repertoires der okzitanischen Gemeinschaften umfassen neben den lokalen Varietäten und dem Italienischen auch das Piemontesische und, beschränkt auf die Täler der Provinz Turin, das Französische, besonders in den Waldensertälern  (Val Pellice, Valle Germanasca und unteres Val Chisone).

ISO-Code: 639-3 oci

Zur Vertiefung

  • Regis, Riccardo (2020): Profilo dell’occitano in Piemonte: aspetti sociolinguistici. Estudis Romanics, 42, S. 101-125. DOI: 10.2436/20.2500.01.287.
  • Regis, Riccardo & Matteo Rivoira (im Druck): Il Piemonte e la valle d’Aosta. Rom: Carocci.
  • Telmon, Tullio (1992): Le minoranze linguistiche in Italia. Alessandria: Edizioni dell’Orso.
  • Telmon, Tullio (2001): Piemonte e Valle d’Aosta. Rom-Bari: Laterza.
  • Toso, Fiorenzo (2008): Le minoranze linguistiche in Italia. Mailand: Il Mulino.
  • Atlante Linguistico ed Etnografico del Piemonte Occidentale (ALEPO). Verschiedene Autoren, Herausgeber und Verlage. Der erste Band, Presentazione e guida alla lettura, ist 2003 erschienen.

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