Walserdeutsch

Die Walser sind heute in Italien in kleinen höchstalemannischen Sprachgemeinschaften in den Bergen des Piemonts und des Aostatals vertreten, vor allem an den Hängen des Monte Rosa-Massivs (im Besonderen im Lystal, im Ossolatal, in der Valsesia und im Val Mastallone). Als westlicher Ausläufer einer größeren Sprachregion sind diese deutschsprachigen Gemeinschaften im Spätmittelalter durch die Auswanderung kleiner Gruppen von Siedlern aus dem Wallis an die Südhänge des Monte Rosa entstanden. Diese Gemeinschaften, die sich durch eine ausgeprägte Mobilität im Raum auszeichnen, haben mindestens bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein starke und dauerhafte Kontakte mit den deutschsprachigen Gebieten der Schweiz gehalten.

Die Einigung Italiens und der Faschismus haben dann allerdings zu einer wachsenden Isolierung der Gemeinschaften von der deutschen Dachsprache und zu einem starken Rückgang des Gebrauchs des Walserdeutschen im öffentlichen Leben geführt. 

Auch die Zahl der aktiven Sprecher der walserdeutschen Varietäten, die sich in einem mehrsprachigen Kontext befinden und sowohl von galloromanischen Dialekten als auch vom Italienischen beeinflusst werden, ist im Verlauf des letzten halben Jahrhunderts kontinuierlich zurückgegangen, auch durch die Überalterung der Bevölkerung.

Die heute in den Gemeinschaften am meisten verwendete Sprache ist das Italienische, in den Gemeinschaften des Aostatals spielt auch des Französische eine wichtige Rolle. Der Gebrauch der walserdeutschen Varietäten ist im Allgemeinen auf die Familie und auf Gespräche unter Bekannten beschränkt, auch wenn sich die Gemeinschaften seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts um eine Wiederbelebung der Varietäten und der walserdeutschen Kultur im Allgemeinen bemühen. Initiativen zur Revitalisierung haben zu Druckwerken unterschiedlicher Art geführt (Wörterbücher, lexikographische Werke, Sammlungen von Erzählungen, Sprichwörtern, Rezepten und andere Dokumentationen des täglichen Lebens), und generell zu einer bewussteren Wahrnehmung der nicht-romanischen sprachlichen Tradition. Die kulturelle Aufwertung ist auch durch das Staatsgesetz 482 von 1999 gefördert worden, das die walserdeutschen Varietäten in der Liste der Minderheitensprachen Italiens aufführt. In diesen Kontext gehören Arbeiten wie Antonietti (2010) und der PALWAM (2015).

ISO-Code: 639-3 wae

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