Das an Österreich und Slowenien grenzende Kanaltal ist heute Teil der Autonomen Region Friaul-Julisch Venetien im äußersten Nordosten Italiens. Vor allem in den Gemeinden Tarvis, Malborgeth-Wolfsbach und Pontafel liegen plurilinguale Gemeinschaften vor, die offiziell als viersprachig anerkannt sind. Neben der Staatssprache Italienisch und der regionalen Amtssprache Friulanisch verwendet die Bevölkerung den historischen, auf dem Südbairischen beruhenden Dialekt, der das Kärntnerische fortsetzt, sowie Slowenisch. Außerdem ist das Standarddeutsche aufgrund der Grenze zu Österreich verbreitet.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte die Gegend zu Österreich, d.h. Deutsch war Amtssprache und die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung gehörte der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppe an. Nach der Angliederung des Tales an Italien führte der Zuzug italienischsprachiger Bevölkerung zu plurilingualen Gemeinschaften, in der jede der drei großen europäischen Sprachgruppen (d.h. die germanische, romanische und slawische Sprachgruppe) vertreten war, so dass die Gegend auch als „Klein-Europa“ bezeichnet wurde (vgl. Steinicke et al. 2019).