Kanaltal-Slowenisch

Slowenisch gehört zu den durch das Staatsgesetz 482 von 1999 offiziell anerkannten Minderheitssprachen Italiens. Das nördlichste Gebiet des Slowenischen in Italien ist das viersprachige Kanaltal (slow. Kanalska dolina), wo Slowenisch zusammen mit Deutsch, Italienisch und Friulanisch Teil individueller Repertoires ist. Die alteingesessene slowenische Bevölkerung ist wie diejenige der Kanaltal-Deutschen allerdings heute nur mehr eine kleine Minderheit. Nur noch ca. 300 Personen verwenden Dialekte des Slowenischen (Steinicke et al. 2019, S. 29), vor allem in den Ortschaften Uggowitz (Ukve) in der Gemeinde Malborgeth-Wolfsbach (Naborjet-Ovčja vas) und Saifnitz (Žabnice) in der Gemeinde Tarvis (Trbiž), weshalb auch nur diese beiden Gemeinden als offiziell slowenischsprachig gelten. Die Sprecher der lokalen Dialekte sind über 70 Jahre alt. In den anderen Orten ist der Dialekt weitgehend aufgegeben worden, nach Steinecke et al. (2019, S. 17-19) bleibt aber eine „symbolische Ethnizität“, in der Brauchtum und lokale Traditionen in gewissem Maße gepflegt werden.

Die lokalen Varietäten im Kanaltal gehören aus Sicht der slowenischen Dialektologie zu den Kärntner Dialekten (koroško narečje, vgl. SLA, S. 11-14), genauer gesagt zu den Gailtaler slowenischen Dialekten (ziljsko narečje), die auch die angrenzenden österreichischen und slowenischen Gebieten charakterisieren. Šekli (2024, S. 223-225) liefert eine kompakte Beschreibung der linguistischen Merkmale dieser Dialekte. Gerade zur Zeit des kommunistischen Jugoslawien identifizierten sich aber die Kanaltaler nicht mit Slowenien, sondern entwickelten eine „diffuse Ethnizität“, die sich vielleicht am besten in der Eigenbezeichnung po našem ausdrückt, was etwa ‚auf unsere Art“ bedeutet und sehr den Eigenbezeichnungen in anderen Sprachinseln ähnelt, etwa dem as be biar ’so wie wir‘ der Zimbern. Im Unterschied zur Situation im Resiatal hatte das literarische oder Standardslowenische im Kanaltal allerdings immer gewissen Funktionsdomänen, zum Beispiel in den Medien und, neuerdings, auch in der öffentlichen Schule (vgl. Šekli 2024, S. 227).

Literaturhinweise

Zur Vertiefung