Ladinisch

Ladinisch wird in Teilen der Regionen Trentino-Südtirol und Venetien gesprochen, wo es die direkte Weiterentwicklung der regionalen Varianten des gesprochenen Lateinischen darstellt. Die Bezeichnung ladin war ursprünglich geographisch sehr begrenzt, möglicherweise nur auf die Varietät des Gadertals beschränkt, während sie in der Folgezeit auf die gesamte rätoromanische Gruppe in den Dolomitentälern ausgeweitet wurde.

Auf der Grundlage historischer und kultureller Faktoren kann man ein tirolisches und ein venetisches Ladinisch unterscheiden. Unter tirolischem Ladinisch versteht man die Varietäten, die in den fünf Tälern gesprochen werden, die bis 1919 Teil von Österreich-Ungarn waren: das Grödnertal und das Gadertal in der Provinz Bozen, das Fassatal in der Provinz Trient, sowie Buchenstein (Fodom) und Cortina d‘Ampezzo in der Provinz Belluno. Venetisches Ladinisch wird dagegen in den Gebieten gesprochen, die zur Republik Venedig gehörten (vgl. Pellegrini 1977): Die Gebiete, die sich als ladinisch verstehen, sind das Comelico, das Cadore, die Val Pettorina, Agordino und Zoldo. Schließlich werden im Nonsberg und in der Val di Sole Übergangsvarietäten mit einerseits ladinischen und andererseits trentinischen Merkmalen verwendet.

Manche Varietäten sind intern weiter untergliedert. Im Gadertal gibt es mindestens drei verschiedene Dialekte: badiot (im oberen Teil des Tals), badiot de mesaval (im mittleren und unteren Teil), und mareo (im benachbarten Tal von Enneberg). Auch das Fassanische ist in drei Dialekte gegliedert: cazét (im oberen Teil des Tals), brach (im mittleren Teil) und moenat (in Moena). Dank des Atlant linguistich dl ladin dolomitich y di dialec vejins (ALD) existiert eine detaillierte Dokumentation der Merkmale der einzelnen Dialekte.

Die Vitalität des Ladinischen variiert stark je nach Tal: das Gadertal besitzt die höchsten Prozentwerte für den Gebrauch des Ladinischen, mit einer (Fast-)Allgegenwärtigkeit des Ladinischen in den meisten Kommunikationsbereichen des Alltags der lokalen Bevölkerung. Der Anteil der Bevölkerung, der angibt, ladinisch zu sein und/oder zu sprechen, nimmt allmählich ab, wenn man sich nach Gröden, dann ins Fassatal, nach Buchenstein und schließlich nach Cortina d’Ampezzo begibt (wo die Ladiner eine Minderheit sind). Für das venetische Ladinisch ist jüngst eine soziolinguistische Untersuchung durchgeführt worden, deren Ergebnisse in Kürze publiziert werden (vgl. Melchior 2023).

ISO-Code: 639-3 lld

Literaturangaben

Zur Vertiefung

  • Casalicchio, Jan (2020): Ladinia dolomitica, Versione 1 (18.05.2020, 18:37). In Roland Bauer & Thomas Krefeld (Hrsg.) (2020): Lo spazio comunicativo dell’Italia e delle varietà italiane, Versione 88. Korpus im Text.
  • Dell’Aquila, Vittorio & Gabriele Iannàccaro (2006): Survey Ladins. Usi linguistici nelle valli ladine. Trient: Regione Autonoma Trentino-Alto Adige/Südtirol.
  • Dell’Aquila, Vittorio, Fernando Ramallo & Sabrina Rasom (Hrsg.) (2022). CLAM 2021. Cimbri, ladini, mòcheni. I dati. Numero monografico di Mondo ladino 46.
  • Dell’Aquila, Vittorio, Sabrina Rasom & Nadia  Chiocchetti (Hrsg.) (2023).CLAM 2021. Cimbri, ladini, mòcheni. Analisi dei dati: restituzione alla popolazione e indicazioni di politica linguistica. Numero monografico di Mondo ladino 47.
  • Melchior, Luca (2023): Indagine sulle comunità linguistiche del Veneto. Udine/Venedig: Società Filologica Friulana/Regione del Veneto.
  • Videsott, Paul, Ruth Videsott & Jan Casalicchio (2020): Manuale di linguistica ladina. Berlin/Boston: De Gruyter.

Andere Internet-Ressourcen

Webseiten der ladinischen Gemeinschaften