Sauris di sotto with the church of Saint Oswald in the community Sauris, region Friuli Venezia-Giulia, Italy.

Sauranisch

Die Eigenbezeichnung der deutschen Minderheitsprache der Zahre (ital. Sauris) lautet de zahrar sproche ‚die Zahrer Sprache‘. Der Ort liegt in der historischen Kulturlandschaft Friaul, heute Provinz Udine in der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien. Die Zahre befindet sich auf ca. 1300 Meter Höhe über dem Tagliamento-Tal. Den vorhandenen Quellen zufolge ist die Landnahme im 13. Jahrhundert durch Siedler aus Osttirol oder Kärnten erfolgt. Die Siedler, die eine mittelhochdeutsche Ausprägung des Südbairischen sprachen, lebten anfangs sehr isoliert, erst im 16. Jahrhundert intensivierte sich aufgrund des Kults um den heiligen Osvald der Kontakt zu den benachbarten Dörfern, in denen romanische Varietäten gesprochen wurden.

Gegenwärtig zählt die Zahre ca. 400 Einwohner, darunter ca. 200 Personen, die Sauranisch sprechen. Die Bewohner der Zahre sind seit dem 19. Jahrhundert überwiegend dreisprachig. Über die deutsche Minderheitsprache hinaus sprechen sie infolge des Schulunterrichts eine norditalienische Umgangssprache. Außerdem steht ihnen eine Varietät des Friulanischen (karnisches Friulanisch) zur Verfügung. Schriftsprache ist Italienisch, auch wenn die jetzt vorhandene Verschriftungsmöglichkeit dazu führt, dass auch Sauranisch von den Sprechern sporadisch schriftlich verwendet wird (z.B. in Whatsapp-Nachrichten).

Ein Kontakt zur deutschen Schriftsprache besteht in wenigen Fällen über Unterricht in Deutsch als Fremdsprache. In den letzten Jahren ist ein wachsendes Interesse an der Bewahrung der „Zahrer Sprache“ zu verzeichnen: Es werden Sprachkurse angeboten, und auch in der Grundschule gibt es fakultativ Unterricht in Sauranisch. Dies ist auch auf das Staatsgesetz 482 aus dem Jahr 1999 zurückzuführen, das den Schutz historischer Sprachminderheiten zum Inhalt hat und durch das in Friaul-Julisch Venetien die Sprachen Friulanisch, Slowenisch und Deutsch als historische Sprachminderheiten anerkannt sind.

Zur Vertiefung

  • Baum, Wilhelm (1983): Deutsche Sprachinseln in Friaul. Klagenfurt: Carinthia.
  • Denison, Norman (1994): Diachrone und synchrone Aspekte der Mundart der deutschen Sprachinsel Zahre. In Maria Hornung (Hrsg.): Die deutschen Sprachinseln in den Südalpen. Mundarten und Volkstum. Hildesheim/Zürich/New York: Olms, 223-236.
  • Denison, Norman & Hans Grassegger (2007): Zahrer Wörterbuch. Vocabolario saurano. Udine: Amaro.
  • Geyer, Ingeborg (2018): Wortschatzentwicklung in den Sprachinseln Sappada/Pladen, Sauris/Zahre und Timau/Tischelwang im historischen Friaul. Germanistische Linguistik 239-240, 325–343.
  • Protto, Lucia (2004): Zahre-Sauris. Deutschsprachige Gemeinschaft in der Provinz Udine. In Karin, Heller, Luis Thomas Prader & Christian Prezzi (Hrsg.): Lebendige Sprachinseln. Beiträge aus den historischen deutschen Minderheiten in Italien. Lusérn, 255-289.
  • Wurzer, Bernhard (1973): Die deutschen Sprachinseln in Oberitalien. Bozen: Athesia.

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